Hybride Lehre

Kurzdefinition

Bei derHybriden Lehre handelt es sich um ein “zeitgleiches Angebot einer Kombination physischer und digitaler Präsenz” (Barnat et al., 2021, 114).

Beschreibung

In Übereinstimmung mit der Bedeutung von ‘hybrid’ (= aus Verschiedenartigem zusammengesetzt) bietet Hybride Lehre die Möglichkeit, zweierlei an einer Veranstaltung teilzunehmen: in Präsenz oder online, was auch bei dem Format des Blended Learning (Verlinkung) der Fall ist. Im Betrieb deutscher Hochschulen wird die Abgrenzung zwischen Hybrider Lehre und Blended Learning häufig unklar definiert: teils werden die beiden Begriffe synonym verwendet (vgl. Entner et al., 2021, 28), teils wird Hybride Lehre im engeren Sinn als ein Spezialfall von Blended Learning angesehen (vgl. Reinmann, 2021, 1) oder wiederum Blended Learning als ein Spezialfall von Hybrider Lehre betrachtet (vgl. Gumm & Hobuß, 2021, 5; vgl. Busse et al., 2021, 5). Die Unterordnung von Blended Learning ist darauf zurückzuführen, dass Hybride Lehre der modernere und somit breitgefächerte Begriff von den beiden ist (vgl. Entner et al., 2021, 28).

Im weitesten Sinn umfasst Hybride Lehre alle “Mischformen von präsenter und digitaler Lehre” (Universität Osnabrück, 2020). So wird der Begriff vom VIRTUOS (Zentrum für Digitale Lehre, Campus-Management und Hochschuldidaktik der Universität Osnabrück) gehandhabt.

Im engeren Sinn wird Hybride Lehre definiert als eine Lernsituation, in der Lernende sich “zur gleichen Zeit teils am gleichen Ort mit dem Lehrenden ein[finden], teils sind sie an verschiedenen Orten online zugeschaltet, sodass zeitlich sowohl in physischer Präsenz als auch in einer digitalen Umgebung gelehrt wird” (Reinmann, 2021, 4). Somit ist das ausschlaggebende Kriterium die gleichzeitige (synchrone, Verlinkung) Anwesenheit der gesamten Lerngruppe. Diese Definition wird auf Stud.IP (Plattform zum Studienbegleitenden Internetsupport von Präsenzlehre) genutzt. Mit ‘hybrid’ werden dabei Veranstaltungen gekennzeichnet, bei denen die Teilnahme sowohl in Präsenz als auch per Videokonferenz/Livestream möglich ist, und die nicht aufgenommen werden. ‘Hybrid+’ deutet hingegen daraufhin, dass nach der synchronen Präsenz- oder Online-Teilnahme auch eine spätere asynchrone (Verlinkung) Nachbereitung durch Videoaufzeichnung möglich ist.

Hybride Sitzungen unterscheiden sich im Grad der Interaktionsmöglichkeiten, wie die folgende Darstellung veranschaulicht:

Abb.1. Interaktionsmöglichkeiten hybrider Sitzungen, von gering bis hoch. Eigene Darstellung nach Gumm & Hobuß (2021).

Die Gleichzeitigkeit von physischer und digitaler Präsenz bei Hybrider Lehre stellt hohe technische Anforderungen an die Raumausstattung und erfordert seitens der Lehrenden einen erheblichen Koordinationsbedarf (vgl. ebd., 4). Der Vorteil besteht darin, dass keine grundsätzliche didaktische Veränderung der Veranstaltung notwendig ist (vgl. Busse et al., 2021, 7), wodurch hohe Planungssicherheit gewährleistet wird.

Entsprechend beider Definitionen bietet Hybride Lehre den Lernenden, vor allem denjenigen in heterogenen Lebenslagen, mehr Flexibilität und kann somit die Studierbarkeit erhöhen und “bessere Rahmenbedingungen für Personen mit ihren unterschiedlichen Stärken, Lebens- und Rahmenbedingungen liefern” (Gumm & Hobuß, 2021, 1). Für die berufliche Praxis stellt die Hybride Lehre ein Vorbereitungspotential dar, da die damit verbundenen Kommunikationsmuster und technischen Möglichkeiten innerhalb der Lehre und für die spätere berufliche Zukunft erprobt werden können (vgl. ebd.).

Verwendete Quellen

Barnat, M., Bosse, E. & Szczyrba, B. (Hrsg.) (2021). Forschungsimpulse für hybrides Lehren und Lernen an Hochschulen. Cologne Open Science: Forschung und Innovation in der Hochschulbildung, Band Nr. 10. Abgerufen von https://cos.bibl.th-koeln.de/frontdoor/deliver/index/docId/946/file/FIHB_Band_10_web.pdf am 05.01.2023.

Busse, B., Kleiber, I., Haack, N., Eickhoff, F. & Kusserow, M. (2021). Handreichung: Hybrides Lehren und Lernen im Wintersemester 2021/2022. doi.org/10.13140/RG.2.2.14936.83200.

Entner, C., Fleischmann, A. & Strasser, A. (2021). Hochschullehre im digitalen Wandel:

Überlegungen zur didaktischen Gestaltung von Präsenz- und Onlinelehre. In: Berendt, B., Szczyrba, B., Voss, H., & Wildt, J. (2021). Neues Handbuch Hochschullehre: Lehren und Lernen effizient gestalten. Ausgabe Nr. 100. Raabe, J Stuttgart.

Gumm, D. & Hobuß, S. (2021). Hybride Lehre – eine Taxonomie zur Verständigung. Impact Free 38. Hamburg. Abgerufen unter https://gabi-reinmann.de/wp-content/uploads/2021/07/Impact_Free_38.pdf am 05.01.2023.

Reinmann, G. (2021). Hybride Lehre – ein Begriff und seine Zukunft für Forschung und Praxis. Impact Free 35. Hamburg. Abgerufen unter https://gabi-reinmann.de/wp-content/uploads/2021/01/Impact_Free_35.pdf am 05.01.2023.

Universität Osnabrück (2020). Es geht! Erste Erfahrungen in der hybriden Lehre. Abgerufen von https://www.uni-osnabrueck.de/kommunikation/kommunikation-und-marketing-angebot-und-aufgaben/aktuelles-aus-der-uni/2020/2020-08-20-hybride-lehre/ am 12.01.2023.

Weiterführende Literatur

Berner Fachhochschule (2020). Merkblatt «Hybride Lehre» – Im Zusammenhang mit dem Coronavirus 2019-nCoV ab Herbstsemester 20/21. Abgerufen von https://www.bfh.ch/dam/jcr:9cd00b02-09a6-40b2-9bd5-05cff1264806/Merkblatt%20Hybride%20Lehre%20ab%20HS%2020%2021_DE.pdf am 05.01.2023.

Lange, B. (2020). Herausforderungen der Hybriden Lehre [Webinar-Folien]. Universität Luzern. Abgerufen von https://www.unilu.ch/fileadmin/universitaet/dienste/zele/Dok/Webinar_Herausforderungen_kommentiert.pdf am 05.01.2023.

Wissenschaftsrat (2022). Empfehlungen zur Digitalisierung in Lehre und Studium. Köln. https://doi.org/10.57674/sg3e-wm53